Donnerstag, 6. Januar 2011

Soweit ein herrlicher Start ins Neue Lebensjahr!!!

Morgentliche Ueberraschung

Danach war uns schlecht!!!
Noch ein Kuchen am Abend
Und eine herrliche Geburtstagsgesellschaft in Kalkutta!!

Danke Torianna!!!!!


Mittwoch, 5. Januar 2011

Leben und Sterben in Kaligat

Seit ich hier bin sind vier Frauen und zwei Maenner in Kaligat verstorben. Gestern war es Agnes und es war das erste Mal, dass ich es direkt miterlebt habe. Alle anderen hatten sich in der Nacht verabschiedet. und alles was wir am naechsten Tag mitbekommen haben war, dass ein neuer Gast das Bett belegt hatte. 
Agnes war bereits seit zwei Jahren in Kaligat und hatte sehr schweren Brustkrebs. Eine kleine, zierliche alte Frau mit Runzeln im ganzen Gesicht und frechen Augen. Ich habe sie jeden Tag in den letzten zwei Wochen gesehen, auch wenn ich mit ihr keinen so intensiven Kontakt hatte wie mit manchen anderen. Sie konnte ausgesprochen grantig sein, hatte haeufig ziemliche Schmerzen. Jeden Tag wurde sie von Sr. Koruna frisch verbunden. Die Wunde war kein schoener Anblick. Die letzten zwei Tage war sie erstaunlich aufgeweckt und froehlich. Hat garnicht gejammert oder gemotzt. Vorgestern in der Nacht ging es ihr dann wohl schon sehr schlecht und so hat sie gestern das Bett nicht mehr verlassen. (Die meisten stehen am Tag auf und sitzten im Flur herum.). Der gelassene Rythmus des Tages lief einfach weiter ab. Die Betten wurden geputzt, der Boden gewischt, Chai an alle verteilt. Immer wieder sass jemand an ihrem Bett, hielt ihre Hand. So gegen elf hat sie dann einfach aufgehoert zu atmen. Eine andere Volontairin hat es bemerkt. Wenn jemand stirbt, dann kommen die meisten die da sind und versammeln sich um das Bett der Verstorbenen. Die Schwestern beten ein Totengebet, alle gemeinsam ein Ave Maria und ein Vater Unser. So auch gestern. Alle beten mit, egal was sie glauben. Es ist eine auf eigenartige Weise zarte Stimmung die entsteht.  Es tritt ein Augenblick der Stille ein, der einem bewusst macht worum es hier geht. 
Schliesslich wurde Agnes gewaschen und in frische Kleidung gesteckt. Dann wurde eine Decke ueber sie gebreitet, bis sie abgeholt wurde. Jeder wird nach seiner eigenen Religion beerdigt. In ganz wenigen Faellen kommt nach dem Tod die Familie und uebernimmt die Beerdigung, aber meistens tragen das die Schwestern.

Viele der anderen Frauen in Kaligat haben sehr geweint, als Agnes gestorben ist. Shepali, die seit 12 Jahren in Kaligat ist, voellig unbeweglich immer auf ihrem Bett liegt und verhaeltnismaessig gutes Englisch spricht hat mir ein bisschen von ihr erzaehlt. Ihre Trauer war nicht zu uebersehen. Sie sagt es sei schwer - immer wieder sterben Menschen, die Teil ihrer Welt geworden sind. Und diese Welt ist sehr klein. Aber sie glaubt an Gott und dass Agnes jetzt an einem schoenen Ort ist.
Troestende Arme waren bei den meisten sehr willkommen. Ich habe mir viele Details ueber Agnes in Hindi und Bengali angehoert. Schliesslich war sie zwei Jahre Teil der "Familie" gewesen und gut bekannt. Man wuerde meinen, dass es an einem solchem Ort zur Tagesordnung gehoert, dass jemand stirbt, aber das stimmt nicht. Immer wieder laeuft es wie ein Schauer der Erschuetterung durch die dortigen Bewohner. Die Traenen sind aus Trauer, aber auch aus Angst vor dem eigenen Tod gerollt. Und doch ist es einfach Teil des Ganzen. und schon das Mittagessen lenkt den Sinn der meisten wieder in freohlichere Gefilde.
Es ist ein kommen und gehen. Kaum war der Leichnahm abgeholt worden, kam schon eine neue Frau, die das Bett eingenommen hat. Hulda. Jeden Tag gehen Schwestern und laenger bleibende Volontaire raus auf die Strasse und in die Slums um die zu suchen, die niemanden haben, die am Ende sind. Stirbt einer, dann wissen sie bereits wo sie hingehen muessen um jemand Neuen fuer das Bett zu finden. Als Schwester Koruna unseren Neuankoemmeling Hulda fragte, wie es ihr geht, antwortete diese mit kleiner Stimme aus einem Buendel Decken: 
"Ich existiere irgendwie."

Traummann gefunden in Kolkata....

Montag, 3. Januar 2011

Noch einige Eindruecke von Kolkata

Victoria Memorial

Federvieh auf dem Markt

Yummi!

Onkel Emo: HIER GIBTS SCHAUMROELLCHEN!!!

Chillen auf dem Muell

Schulbus!!

Kontrastprogramm

Morgenwaesche

Und zwei unserer Freundinnen aus Kaligat

Sonntag, 2. Januar 2011

Suffering

Das Thema Leiden ist und bleibt mir ein Mysterium. Wir hatten gerade group sharing im Motherhouse und eine der Schwestern hat uns einiges zu Mutter Theresa und ihrem Verstaendniss des Leidens erzaehlt. Ich habe zwar die Buecher bereits gelesen, aber wenn eine Schwester selbst mit brennendem Herzen davon erzaehlt, dann kommt man ganz anders heran an das Geschehen. Mother, wie Mutter Theresa hier nur liebevoll genannt wird, hat selbst viele, viele Jahre eine Nacht der Seele erlebt, nachdem sie in den Jahren zuvor intensive, tiefe, fast ekstatische Erfahrungen im Zwiegesparech mit Jesus machen durfte  Diese Dunkelheit der Seele, die man in dem Buch "Komm sei mein Licht" ausfuehrlich nachlesen kann, ist und bleibt mir unbegreiflich. Aber ich kann mir doch vorstellen, dass es einer unglaublich tiefen Liebe bedarf, wenn man am Kreuzesleiden - am "Vater, warum hast du mich verlassen" Anteil nehmen darf und Anteil nehmen will. So zu lieben, dass man den schmerzhaftesten Augenblick im Leben des Geliebten nicht nur miterleben sondern mit durchleiden will...und es auch tut. Wie gesagt - mir bleibt es ein Mysterium. Und immer wieder stosse ich auf den Gadenken, dass Jesus doch bereits alle Schmerzen fuer uns getragen hat. Dass er bereits gezahlt hat. Das er es vollkommen vollbracht hat. Wie kann quasi "mein Leid", aufgeopfert oder nicht, etwas hinzufuegen zu dem, was er bereits vollkommen erfuellt hat? 
Was ich gut verstehe ist, dass er uns in Wuestenzeiten fuehrt. Dass wir gelaeutert werden und dass der Herr, um uns immer naeher zu ihm zu fuehren, zulaesst, dass wir leiden. Dass er das, was uns von ihm fern haelt, aufzeigt und ausraeumt. Umsomehr, je mehr wir uns fuer ihn oeffnen und ihn darum bitten. Das muss mit Schmerzen einhergehen...welcher Art auch immer. Auf ganz  individuelle Weise. Wer glaubt und betet weiss, dass es Zeiten gibt in denen das Herz so voll ist, dass es ueberquillt. Und dass es aber auch Zeiten gibt, in denen es leer und trocken zu sein scheint. Und dann ist die Treue und das Dranbleiben im Glauben gefragt. Auch ohne Hochgefuehle im Innern.
Ich denke, dass die Annahme des eigenen Leidens, des persoenlichen Kreuzes wunderbar sein kann. Aber ich glaube auch, dass es nicht bei der Annahme blieben kann. Wenn wir leiden und glauben, dass wir dadurch gelaeutert werden, dann kann man nicht dort stehen bleiben. Niemals ist Leiden um des Leidens Willen etwas Gutes. Immer muss der suchende Blick auf den Auferstanden bleiben. Und der Glaube und die Hoffnung auf Heilung, Vergebung und Erloesung. Und die Gewissheit, dass Jesus tatsaechlich bereits alles bezahlt hat und wir darum das Leben in Fuelle haben duerfen!
Das ganze Thema ist gross und weit und es bleiben viele Fragen in meinem Innern. Was denkt ihr?

Samstag, 1. Januar 2011

Ein Friedhof in Kalkutta aus dem 19ten Jh.

Friedhoefe faszinieren mich schon immer. Wie Menschen ihre Toten begraben sagt viel ueber sie aus. Also habe ich auch hier in Kalkutta einem solchen einen Besuch abgestattet. Allerdings macht er keine Aussage ueber das Kalkutta von heute, sondern zeugt von seiner einstigen, unter Kollonialherrschaft entstandenen Pracht. Er ist wie eine Oase in dieser immer lauten und laermenden Stadt. Hinter der Friedhofsmauer findet man einen Urwald, halb gepflegt, halb verfallen. Der Laerm tritt in den Hintergrund und das Schweigen der Toten umgibt einen.
Ich wandere durch die Graeberstadt, denn anders kann man es nicht nennen, und geniesse die fast-Stille.
Die Graeber sind imposant - sehr alt und man sieht ihnen die Jahre an.  Es sind viele junge Menschen hier beerdigt - viele englische Namen auf den Grabplatten eingraviert. Aus der Kollonialzeit, wir ich annehme. Wer hier starb, wurde auch hier begraben. Aber auch Anglo-Inder fnden sich, die beispielsweise der Poet  Henry Louis Vivian Derozio, dem allem Anschein  nach bis heute grosser Respekt und Verehrung entgegen gebracht wird. Sein Grab ist mit Blumenkraenzen geschmueckt. Hier zeigt sich der Zwiespalt. der vergangenen Zeit. Die englischen Kollionalherren gemeinsam mit dem Anti-imperialistischen Patriot, der jedoch seine Wurzeln auch nicht leugnen konnte, auf einem Freiudhof. Im Tode verreint.
Grabsteine

Grabesstaetten

Grab von Henry Louis Vivian Derozio (18 April 1807 – 26 December 1831) , einem Indischen Lehrer und Poeten und Patrioten




Oh! when our country writhes in galling chains
When her proud masters scourge her like a dog;
If her wild cry be borne upon the gale,
Our bosoms to the melancholy sound
Should swell, and we should rush to her relief,
Like some, at an unhappy parent's wail!
And when we know the flash of patriot swords
Is unto spirits longing to be free,
Like Hope'e returning light; we should not pause
Till every tyrant dread our feet, or till we find
Graves...

Kindergrab

Saeulenhalle auf dem Friedhof

A blessed and happy new year!!!!!

Mit Torianna nach der Neujahrsmesse im Motherhouse